Impuls­pro­jekt

STADTWERKE RADOLFZELL — E‑Car-Sharing: Bench­mar­k­ana­ly­se und Ziel­grup­pen­de­fi­ni­ti­on

Ein Team aus drei Studie­ren­den des Master­stu­di­en­gangs Unter­neh­mens­füh­rung war Teil eines span­nen­den Projek­tes des Kompe­tenz­zen­trums „Smart Services“ in Koope­ra­ti­on mit den Stadt­wer­ken Radolf­zell, das von Okto­ber 2019 bis Janu­ar 2020 statt­fand. Haupt­ziel des drei-monatigen-Projekts war es, regio­na­le wie über­re­gio­na­le Elektro-Carsharing-Anbieter im Hinblick auf ihre Diffe­ren­zie­rungs­merk­ma­le sowie Preis­mo­del­le zu analy­sie­ren und poten­zi­el­le Kunden­ziel­grup­pen zu iden­ti­fi­zie­ren.
PROJEKT VON

Sven Grafe • Micha­el Kess­ler • Simon Tölke

Vale­rie Bass

Inhalt

Quel­le: radolfzell-tourismus.de

Ausgangs­la­ge

Die Stadt­wer­ke Radolf­zell mit über 90 Beschäf­tig­ten versor­gen, als klas­si­scher Ener­gie­dienst­leis­ter der Boden­see­re­gi­on, rund 32.000 Kunden mit Strom, Gas, Wasser, Wärme, Inter­net und verschie­de­nen Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten. Da sich das Unter­neh­men beson­ders im Geschäfts­be­reich Mobi­li­tät lang­fris­tig und ökolo­gisch­nach­hal­tig aufstel­len möch­te, wird seit Febru­ar 2020 ein öffent­li­ches Carsha­ring mit Elek­tro­fahr­zeu­gen in der Stadt Radolf­zell ange­bo­ten.

Die Stadt­wer­ke verspre­chen sich von diesem neuen Geschäfts­feld die Gene­rie­rung neuer Cross-Selling-Potenziale, den Gewinn neuer Kunden­grup­pen sowie die Stei­ge­rung ihrer Repu­ta­ti­on in der Regi­on. Dabei werden vier E- Fahr­zeu­ge an zwei Stand­or­ten einge­setzt (stati­ons­ba­sier­tes Carsha­ring) und der komplet­te Kunden­pro­zess mit einem exter­nen Soft­ware­dienst­leis­ter voll­di­gi­ta­li­siert abge­wi­ckelt. Das Projekt­team leis­te­te hier­bei mit seinen Arbeits­er­geb­nis­sen einen Beitrag zur Preis­fin­dung des Carsharing-Angebots und iden­ti­fi­zier­te mögli­che Ziel­grup­pen.

Im Rahmen der Bench­mar­k­ana­ly­se wurden sowohl regio­na­le als auch überregionale/deutschlandweite Carsharing-Anbieter analy­siert. Insge­samt wurden vier regio­na­le und drei über­re­gio­na­le Carsha­ring Anbie­ter beleuch­tet. Da Elek­tro Carsha­ring in Deutsch­land bisher nicht flächen­de­ckend ange­bo­ten wird, wurden auch konven­tio­nel­le Anbie­ter ohne Elek­tro­fahr­zeu­ge betrach­tet.

Im Land­kreis Konstanz wurde spezi­ell das E‑Carsharing-Start-Up Car-ship als Haupt­kon­kur­rent aus Sicht der Stadt­wer­ke Radolf­zell iden­ti­fi­ziert. Mit insge­samt 10 Lade­sta­tio­nen und 12 E‑Fahrzeugen ist das junge Unter­neh­men sehr präsent am Markt. Weite­re regio­na­le Carsha­ring Anbie­ter, wie z.B. Stadt­mo­bil Südba­den oder my-e-car, sind zunächst aufgrund ihrer gerin­gen Flot­ten­grö­ße im Land­kreis oder ihrem Geschäfts­mo­dell des konven­tio­nel­len Carsha­rings zu vernach­läs­si­gen. Darüber hinaus zeich­net sich das Unter­neh­men, trotz stati­ons­ba­sier­ten Carsha­rings, durch eine große Flexi­bi­li­tät für den Kunden aus und macht mit einem attrak­ti­ven Preis­mo­dell für Viel­fah­rer auf sich aufmerk­sam.

Durch die Analy­se des studen­ti­schen Projekts wurde deut­lich, dass sich die Stadt­wer­ke beson­ders in der Launch-Phase an dieser regio­na­len Konkur­ren­ten orien­tie­ren soll­ten.

Im Projekt­team wurden drei Kern­ziel­grup­pen für das E‑Carsharing-Angebot erar­bei­tet. Da in Radolf­zell über 31.000 Einwoh­ner leben, die Stadt 1.550 Betrie­be beher­bergt und jähr­lich knapp 110.000 Touris­ten die Stadt besu­chen, wurden die Ziel­grup­pen Einwoh­ner, Gewerb­li­che und Touris­ten defi­niert. Um sich im Weite­ren die poten­zi­el­len Ziel­grup­pen des E‑Carsharings plas­ti­scher vorstel­len zu können, wurden soge­nann­te Perso­nas im Rahmen des Projekts entwi­ckelt. Hier­bei handelt es sich um Persön­lich­keits­pro­fi­le eines Durch­schnitts­kun­den, in welchen z.B. die Biogra­fie, das Alter, der Fami­li­en­stand, die Anfor­de­run­gen an das E‑Carsharing oder die Zahlungs­be­reit­schaft geschil­dert wurden.

Diese drei Persona-Profile wurden mit den markan­ten Namen Eva Einwoh­ne­rin, Gustav Gewerb­lich und Theo Tourist verse­hen. Diese erstell­ten Perso­nas soll­ten im Verlauf der Imple­men­tie­rung des Carsha­rings den Stadt­wer­ken eine Hilfe­stel­lung sein, wodurch geziel­te Anspra­chen oder Preis­mo­del­le fest­ge­legt wurden.

Auf Grund­la­ge der Bench­mar­k­ana­ly­se und Ziel­grup­pen­de­fi­ni­ti­on wurden abschlie­ßend verschie­de­ne Hand­lungs­emp­feh­lun­gen ausge­spro­chen. Für das Pricing wurde eine Mittel­preis­stra­te­gie empfoh­len, die sich im Weite­ren durch eine priva­te und gewerb­li­che Preis­dif­fe­ren­zie­rung auszeich­net. Hier­bei soll­te beson­ders darauf geach­tet werden, dass sich der E‑Carsharing-Preis nicht über dem Preis des bereits etablier­ten Haupt­kon­kur­ren­ten Car-ship befin­det.

Im Rahmen der Ziel­grup­pen­de­fi­ni­ti­on wurden die Einwoh­ner und gewerb­li­chen Nutzer Radolf­zells als Kern­kun­den iden­ti­fi­ziert. Prin­zi­pi­ell ist die Ziel­grup­pe für das E‑Carsharing eher unter 50 Jahren, mit einer gewis­sen Affi­ni­tät zur Digi­ta­li­sie­rung und einer ausge­präg­ten Neugier­de gegen­über neuar­ti­gen Mobi­li­täts­an­ge­bo­ten iden­ti­fi­ziert worden.