Impuls­pro­jekt

BIPSO GMBH — Digi­ta­li­sie­rung des Inbound Prozes­ses

Im Janu­ar 2021 unter­stütz­ten zwei Projekt­teams der HTWG Konstanz die BIPSO GmbH in Singen im Rahmen ihres Digi­ta­li­sie­rungs­pro­zes­ses. Ziel war es, bestehen­de analo­ge Prozes­se neu zu struk­tu­rie­ren und einen „digi­tal Shift“ zu errei­chen. Das Projekt­team entwi­ckel­te einen Busi­ness Case, um das Change-Management effi­zi­ent zu gestal­ten, mit dem Fokus auf der Einfüh­rung eines auto­ma­ti­sier­ten SAP-Systems für die Inbound Logis­tik. Durch einen Frage­bo­gen zur digi­ta­len Reife der Geschäfts­lei­tung wurde ein Trai­nings­leit­fa­den erstellt, der die Mitar­bei­ten­den auf kommen­de Verän­de­run­gen vorbe­rei­te­te und den Grund­stein für die digi­ta­le Trans­for­ma­ti­on bei BIPSO legte.
PROJEKT VON

Timo Fulde • Paul Skir­de • Juli­an Kemmer

Vale­rie Bass

Inhalt

Quel­le: bipso.de

Ausgangs­la­ge

Der digi­ta­le Wandel und der damit verbun­de­ne Change-Prozess stel­len Unter­neh­men regel­mä­ßig vor große Heraus­for­de­run­gen. Häufig schürt die Digi­ta­li­sie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen Ängs­te unter den Mitar­bei­ten­den, die es in erster Konse­quenz zu verste­hen und im Folgen­den vorzu­beu­gen gilt. Auch die BIPSO GmbH aus Singen am Hohent­wiel befin­det sich derzeit mitten in einem digi­ta­len Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess.

Die BIPSO GmbH, firmen­sei­tig reprä­sen­tiert durch Bern­hard Rett­ler, ist einer der führen­den Herstel­ler von medi­zi­ni­schen Kontrast­mit­teln und beschäf­tigt am Stand­ort Singen rund 400 Mitar­bei­ten­de.

Im Rahmen der Digi­ta­li­sie­rung von Geschäfts­pro­zes­sen sollen nun logis­ti­sche Inbound-Prozesse soft­ware­ge­stützt mit einem ERP-System ablau­fen. In Zusam­men­ar­beit mit dem Soft­ware­her­stel­ler SAP wurden hier­für bestehen­de Prozes­se bereits analy­siert und in das indi­vi­du­el­le ERP-System von BIPSO einge­pflegt. Um eine reibungs­lo­se Imple­men­tie­rung des Systems sicher­stel­len zu können, müssen die betrof­fe­nen Mitar­bei­ten­den aller Hier­ar­chie­ebe­nen auf den anste­hen­den Wandel vorbe­rei­tet und quali­fi­ziert werden. Dies wurde vor dem Hinter­grund des Mikro­pro­jek­tes, d.h. der Zusam­men­ar­beit zwischen der BIPSO GmbH und dem Kompe­tenz­zen­trum Smart Services, abge­bil­det.

Die Aufga­ben­stel­lung rich­tet sich konkret an die Lini­en­mit­ar­bei­ten­den, die auf den digi­ta­len Trans­for­ma­ti­ons­pro­zess vorbe­rei­tet werden sollen. Dabei wurde der Schwer­punkt zum einen auf die Erfas­sung der bishe­ri­gen digi­ta­len Kompe­ten­zen gelegt, zum ande­ren auf die Erstel­lung von Schu­lungs­un­ter­la­gen für die einzu­füh­ren­de SAP-Software. Die Erfas­sung des Ist-Zustandes der digi­ta­len Kompe­ten­zen soll­te durch einen „Digi­tal Readi­ness Check“ in Form eines Frage­bo­gens erfol­gen. Die SAP-Schulungsunterlagen wurden in Power­Point erstellt.

Die BIPSO GmbH sah sich im Kontext ihrer Verant­wor­tung den Mitar­bei­ten­den gegen­über gezwun­gen, die analo­ge Ausga­be des Frage­bo­gens an die Mitar­bei­ten­den des Lini­en­be­trie­bes, dessen Auswer­tung als Grund­la­ge für die Erstel­lung des Leit­fa­dens hätte dienen sollen, in den April des Folge­jah­res zu verschie­ben. Beweg­grund dieser Entschei­dung war die ohne­hin schon unter den Lini­en­mit­ar­bei­ten­den gras­sie­ren­de Angst in Bezug auf den Verlust des Arbeits­plat­zes durch die Auswir­kun­gen der Corona-Pandemie auf die Arbeits­platz­si­cher­heit. Da der Kenntnis- und Bildungs­stand der Lini­en­mit­ar­bei­ten­den eben­so wie das Grund­ver­ständ­nis der deut­schen Spra­che firmen­sei­tig als sehr gering einge­schätzt wurden, war es bezüg­lich der Erstel­lung eines Frage­bo­gens wich­tig, die Nomen­kla­tur der gestell­ten Fragen an diese Vorga­ben anzu­pas­sen.

Neben der Berück­sich­ti­gung eige­ner Vorga­ben in Form von syntak­ti­schen und seman­ti­schen Hilfe­stel­lun­gen gab es eben­falls firmen­sei­ti­ge Vorga­ben, die den Inhalt der zu erstel­len­den Fragen betra­fen. Es soll­ten zum einen demo­gra­phi­sche Infor­ma­tio­nen, das priva­te Nutzungs­ver­hal­ten digi­ta­ler Medi­en, die Häufig­keit und damit verbun­de­ne Sicher­heit der Nutzung, das etwa­ige Inter­es­se an einer EDV-Schulung und die spezi­fi­schen Ängs­te in Bezug auf die Digi­ta­li­sie­rung abge­fragt werden.

Die Erstel­lung des SAP-Trainingsleitfadens wurde unter Berück­sich­ti­gung des BIPSO-Unternehmensdesigns ange­fer­tigt. Das Ziel des Trai­nings­leit­fa­dens ist die verständ­li­che Darstel­lung in Bezug auf die schritt­wei­se bzw. sukzes­si­ve Vorge­hens­wei­se vor dem Hinter­grund rele­van­ter SAP-Buchungen, welche möglichst ohne Hilfe eines Coaches oder Vorge­setz­ten und nur mit Hilfe des Trai­nings­leit­fa­dens verstan­den werden können. Der Trai­nings­leit­fa­den lässt sich rudi­men­tär in zwei Teile unter­glie­dern. Im ersten Teil wird der Vorgang des Leit­fa­dens verbal beschrie­ben, Haupt­an­nah­men aufge­lis­tet und der gesam­te Inbound-Prozess mit einzel­nen SAP-Buchungspunkten abge­bil­det. Im zwei­ten Teil werden die insge­samt sechs Buchungs­punk­te, mit entspre­chen­den Screen­shots und einer schritt­wei­sen Beschrei­bung verse­hen, geglie­dert, Quiz­fra­gen zur Selbst­kon­trol­le der geschul­ten Mitar­bei­ter einge­baut sowie Kontakt­in­for­ma­tio­nen zu den Coaches bzw. Vorge­setz­ten abge­bil­det. Dadurch wurde sicher­ge­stellt, dass der Trai­nings­leit­fa­den sowohl einheit­lich als auch, im Sinne der Nach­voll­zieh­bar­keit der logi­schen Reihen­fol­ge, konsis­tent ist. Damit sollen die Lini­en­mit­ar­bei­ten­den zukünf­tig den Umgang mit SAP erler­nen können.

Abschlie­ßend lässt sich fest­hal­ten, dass im Rahmen des Projek­tes ein wich­ti­ger Grund­stein der digi­ta­len Trans­for­ma­ti­on bei BIPSO geschaf­fen werden konn­te. Aufbau­end auf den theo­re­ti­schen Grund­la­gen des Change-Managements konn­te ein Konzept entwi­ckelt werden, welches Wider­stän­de inner­halb der Beleg­schaft bei BIPSO vorbeu­gen und alle Mitar­bei­ten­den abho­len soll. Vermu­te­te hohe Diskre­pan­zen zu digi­ta­len Kompe­ten­zen erfor­dern hier­bei ein geziel­tes und flexi­bles Vorge­hen, um die Lini­en­mit­ar­bei­ten­den weder zu unter- noch zu über­for­dern. Der „Digi­tal Readi­ness Check“ soll hier­für einen Über­blick über den Status Quo des digi­ta­len Kennt­nis­stan­des der Mitar­bei­ten­den verschaf­fen. Aufbau­end auf die Ergeb­nis­se dieses Frage­bo­gens können Folge­ak­tio­nen konse­quent aus dem dabei ermit­tel­ten Ist-Zustand abge­lei­tet und weite­re Maßnah­men ergrif­fen werden.